Schloss Bottmingen, die einzige noch erhaltene Wasserburg im Baselbieter Leimental, wird erstmals im Jahr 1363 urkundlich erwähnt. Glaubt man der einschlägigen Literatur, dann hausen in derart ehrwürdigen Schlossmauern häufig Gespenster. Nicht immer sind sie allerdings von der gruseligen Sorte; in Oscar Wildes Story «Das Gespenst von Canterville» etwa erweist sich der Schlossgeist zum Beispiel als durchaus umgänglich und kinderfreundlich. Genauso erleben auch die Gäste des Bottminger Traditionsrestaurants die dortigen guten Geister, von denen Fine To Dine heute zwei vorstellt. Sie stehen dieses Jahr zusammen über 65 Jahre im Dienst des Schlosses. 

Der gute Geist im Service

Von José Luis Asensio könnte man ohne Übertreibung sagen, dass er im Schloss Bottmingen nicht nur arbeitet, sondern lebt. Der gebürtige Spanier betrat nämlich 1979 im Alter von 24 Jahren zum ersten Mal die Zugbrücke über den Wassergraben und hat dem Schloss seither als zuverlässige Säule des Services die Treue gehalten. Dass sich in 41 Jahren in einem derart geschichtsträchtigen Haus ein Highlight ans andere reiht, liegt auf der Hand. Fragt man José nach dem eindrücklichsten Erlebnis, fällt ihm die Entscheidung schwer. Natürlich haben sich ihm Begegnungen mit prominenten Gästen besonders eingeprägt, durfte er doch den einstigen US-Vizepräsidenten Al Gore, den derzeitigen König der Niederlande, Herzchirurg Christiaan Barnard, Kofi Annan und viele andere Prominente bedienen.

Die Zigarre für Kofi Annan

An den UNO-Generalsekretär erinnert sich José deshalb besonders gern, weil dieser und seine Frau nach dem Essen vom Restaurant auf die Terrasse wechselten, wo er Mister Annan eine Zigarre vorbereitete. Nach einem Spaziergang im Park, auf welchem das Paar durch mehrere Bodyguards eskortiert wurde, kam Frau Annan eigens nochmals zurück ins Restaurant, um sich von José persönlich zu verabschieden. Trotz dieser Erlebnisse mit der Prominenz erinnert er sich jedoch am liebsten an seine vielen Stammgäste. Aus manchen sind im Lauf der Jahre Freunde geworden und oft hat er Familien über drei Generationen hinweg gekannt und bedient. Wenn dann deren Kinder und später auch Grosskinder auch ihre Feste wieder im Schloss Bottmingen feierten, hat ihn das sehr berührt.

Guter Schlossküchengeist

Auch des Hauses Chefpâtissier ist den wechselnden Schlossherren und ihren Gästen schon seit einem Vierteljahrhundert zu Diensten. Bevor Alain Schmidlin nach Bottmingen kam, absolvierte er berufliche Wanderjahre, die ihn bis in die fernen USA führten. In seiner Berufung als Koch und Pâtissier war er buchstäblich hungrig auf alles Neue und Kreative. Und waren es früher Praktika in anderen Betrieben, Bücher oder Filme über kreative Kollegen, die einem Profi zu frischen Ideen und Wissenszuwachs verhalfen, inspirieren heute die neuen sozialen Medien zum lebenslangen Lernen. Entsteht irgendwo ein neuer Trend, weiss es morgen die ganze Welt. Auf seinem eigenen Youtube-Kanal «Albarock» hat Alain Schmidlin 75 800 Follower, und weltweit nutzen Kochinstitute und Berufsschulen Alains Beiträge im Unterricht – eine Tatsache, die ihn mit verdientem Stolz erfüllt.

Magischer Arbeitsplatz

Auch wenn das genug Lorbeeren wären, um sich darauf auszuruhen, entwickelt sich Alain Schmidlin noch immer weiter. Er lässt sich von Musik und Kunst inspirieren und beim Sporttauchen findet er seinen Ausgleich zum stressigen Job. Die Frage nach dem Grund seiner langen Zeit im Weiherschloss beantwortet er so: «Auf der einen Seite ist es meine Familie, sind doch unsere beiden Kinder in dieser Zeit auf die Welt gekommen. Und anderseits haben mir meine Chefs immer grosse Freiheit in der Gestaltung der Desserts eingeräumt.» Zudem erlebt er das Schloss Bottmingen als magischen und be-geist-ernden Ort. Da hat er wohl recht, denn wer kann schon in einem Schloss aus dem 14. Jahrhundert arbeiten?